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Erinnerung an längst vergangene Zeiten: Ein Nachruf.

Innerhalb weniger Monate mussten wir Abschied nehmen von Pfarrer Karl-Heinz Lierler (1927-2021) und seiner Frau Hildegard geb. Hanisch (1921-2021). Pfarrer Lierler war Gründungsmitglied der Gemeinschaft Evangelischer Erzieher (GEE), Kurt Frör hat das Ehepaar im Rahmen einer Tagung getraut.

Pfarrer Lierler war aber nicht nur in der Erwachsenenbildung (Hesselberg) und Gemeindearbeit (Dekanat Wassertrüdingen) aktiv. Zusammen mit seiner Frau baute er im Auftrag der GEE ein Hilfswerk auf, das über 50 Jahre ihres Lebens begleitete: Von der Nachkriegszeit an bis in die 2000er Jahre hinein waren die beiden zuständig für Religionslehrkräfte und Pfarrerfamilien in der DDR, konkret in Mecklenburg. Buchstäblich federführend sammelte Frau Lierler, unterstützt von zwei Sekretärinnen, hunderte von Namen von „Drüben“: Familien, Katechetinnen, Pfarrwitwen, Kindern, Studierenden, die Repressalien auf sich nahmen, weil sie in kirchlichen Dienst gehen wollten. Für alle fanden die Lierlers in Bayern „Paten“: Religionslehrkräfte und Pfarrfamilien, die dann zu ihren Dienstgeschwistern drüben als „Familienangehörige“ Kontakt aufnahmen. Frau Lierlers Karteikästen waren stets auf dem neuesten Stand. Sie notierte Anzahl und Alter der Kinder, Krankheiten, um passende Medikamente zu organisieren; Mopeds, Vorhänge, sogar ein Rollstuhl fanden den Weg über den eisernen Vorhang. Renter/innen durften die DDR zu Reisen verlassen; also organisierten die Lierlers theologische Tagungen der GEE für Religionslehrkräfte und Pfarrersleute aus Ost und West: In Berlin, am Hesselberg, in Heilsbronn. Eine Chance, wichtige Botschaften weiterzugeben über jene, die nicht reisen durften. Mit der Evangelischen Verlagsanstalt Stuttgart versendeten sie über Jahrzehnte Tausende von Büchern nach Mecklenburg. Frau Lierler korrespondierte unablässig mit dem Diakonischen Werk Bayern als Geldgeber, vor allem aber mit dem Bundesministerium für Gesamtdeutsche Angelegenheiten in Bonn, das die Arbeit mit erheblichen Zuschüssen finanzierte. Das Engagement im Namen der Gemeinschaft Evangelischer Erzieher war ein Lebenswerk dieses Ehepaars, und wir können kaum abschätzen, wie viele Leben sie berührten. Vielleicht auch Ihres? Schreiben Sie uns! gvee(at)elkb.de

Pfarrerin Katharina Kemnitzer
Leitung des Landesvorstandes GVEE